Abschnitt ErDa-3 - Die Verbindung mit der Erde aktivieren:

III. 10. Wie vorgehen?  .

letzte Änderungen am 5. April 2016
Wenn wir uns transformieren wollen, wenn wir uns wirklich verwandeln wollen, wenn wir unser Ego überwinden wollen und zu dem erwachen wollen, was unser höchstes Potential ist, dann müssen wir uns auf den Weg machen. Der Buddha hat seinen Palast verlassen, die Bettelschale in die Hand genommen, ist durch die Wälder Indiens gezogen und hat seine Nahrung in den Dörfern Indiens erbettelt.

Ihn zu imitieren wäre töricht, wir leben nicht im bronzezeitlichen Indien. Wir können nicht mit einer Bettelschale in der Hand über die Autobahnen ziehen und uns in den Einkaufszentren der Städte mit der Bettelschale niederlassen und hinterher hoffen, zwischen Banktürmen und Autohändlern die Erleuchtung zu erhalten. Unsere Transformation muss anders eingeleitet werden. Einen Teil davon kann dieser Kurs unterstützen. Dabei gehen wir nach dem Dreiklang des Lernens vor, den der Buddha aufgezeigt hat: Hören – Reflektieren – Meditieren.
 

Mit Hören ist hier der Input gemeint, den unter anderem dieses ErDa-Projekt gibt. Statt hören ist dabei natürlich lesen gemeint. Lesen in kleinen Portionen. Alles einfach durchzulesen und auf die Erleuchtung zu warten, wäre töricht. Lies eine kleine Portion, besser noch eine winzig kleine. Einen Artikel, zum Beispiel diese Seite, nicht mehr. Und dann reflektiere darüber. Prüfe, was du gelesen hast. Verknüpfe diesen Input mit deinen eigenen Erfahrungen, nur so kannst du dir etwas wirklich zu eigen machen.
 
Natürlich ist es auch wichtig zu meditieren. In der Meditation lässt sich das, was zuvor nur in unserem Herz und Geist war, völlig absorbieren, mit jeder Zelle unseres Körpers. Auf diese Art modifiziert sich so etwas wie unser genetischer und unser karmischer Code. Wir beeinflussen unser alaya-vijñana, unser Speicherbewusstsein. Das aber kann in der Meditation nur dann geschehen, wenn das zuvor Gehörte (Gelesene) von uns soweit reflektiert wurde, dass wir es völlig verstanden haben, dass es sich mit unseren eigenen Erfahrungen deckt, dass wir es hinreichend lange und hinreichend tief reflektiert haben.
 
In der hier vertreten Meditationsmethode gibt es mehrere Stufen
  • Körperentspannung
  • Abschmelzen der Spannungen
  • Entwicklung einer Beziehung zur Erde
  • Aufbau einer Beziehung zu den klassischen Elementen
  • Verbindung der körpereigenen Kraftzentren mit der Erde
  • Aufbau einer Beziehung zu Elementen des Transzendenten
  • Integration aller unserer positiven Kräfte und Transformation der weniger positiven Kräfte
  • Reifung und Vertiefung
  • Unser Leben ist durch Denken geprägt. Diskursives Denken besteht aus einer Reihe von Erinnerungen, die wir uns immer wieder erzählen und die wir dadurch für unser Ich halten, das wird im Buddhismus als papanca bezeichnet, als geistiges Ausufern. So definieren wir uns – definieren im wahrsten Sinne des Wortes: wir grenzen uns ein. Wie sagte Ronald Reagan, gemeinhin kein Garant für tiefe buddhistische Einsichten, seinerzeit in Berlin: „Mr Gorbatschow, tear down this wall.“ Die gleiche Aufforderung geht an dich: sei nicht länger dein eigener Generalsekretär und spiritus rector, sondern reiße endlich die Mauern ein, die durch Selbstdefinition errichtet hast.
     
    Mit der Übung der Körperachtsamkeit lösen wir uns von unserer Zentriertheit auf das Denken, auf papanca. Mit der Übung der Körperachtsamkeit erschließt sich uns ein viel größeres Feld potentieller Bewusstheit. So lernen wir uns wirklich kennen und überschreiten die Grenze zwischen dem, was wir unseren Geist, und dem, was wir unseren Körper nennen. Wir kommen in unserem Körper an, wir kommen nach Hause. Das ist etwas, was in der buddhistischen Parabel von der Heimreise dargelegt wird, die du auf unserer Internetseite unter „Buddhistische Geschichten“ findest. Das, was wir denken, das papancieren, wird unwichtiger. Es geht nicht mehr darum, zu planen, Äußeres zu annektieren, es geht jetzt vielmehr darum, einfach nur zu sein. Frei nach Shakespeare: "To be instead of not to be - that is your real body."
     
    Die Körperarbeit ist der Pfad hierzu. Dabei ist die Atmung ein ideales Hilfsmittel. Es gibt nämlich nicht nur unseren äußeren Atem, sondern auch unseren inneren Atem, unsere Lebenskraft, unser prana. Wir können die Betrachtung dieses Atems – damit ist nicht der physischen Atem gemeint - dazu benutzen, unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Körperteil zu richten. Dies kann auch dadurch geschehen, dass wir Atem von außen in den Bereich unseres Körpers bringen, den wir fokussieren. Wir können also mit zweierlei Atem arbeiten, mit dem physischen Atem über unsere Lungen oder auch über die Hautatmung. Und über die prana, den feinstofflichen Atemhauch der Erde.
     
    Es kann vorkommen, dass wir in der Körperarbeit Unbehagen empfinden. Dies zeigt an, dass wir begonnen haben, eine Transformation einzuleiten, und sich die statischen Beharrenskräfte, unsere innere Unbeweglichkeit, dagegen wehren. Wir haben begonnen, das Stadium des obsessiven Denkens zu verlassen, das ist unbequem, da ungewohnt. Und daran hindert uns das innere Teufelchen, das sich nicht ändern will. Doch wenn wir die zwiebelartigen Schichten des Unbehagens zu durchschreiten bereit sind, dann können wir alte, fatale Verhaltensmuster überwinden und neue, hilfreiche etablieren. Nur so ist es möglich, allmählich die Ich-Illusion loszulassen, die uns in Widerspruch zu anderen und zur Natur gebracht hat.

    Das Unbehagen ist einerseits die Botschaft unseres Körpers, dass wir noch am Ego festhalten, aber andererseits eine Zeichen, dass wir begonnen haben, unser eingebildetes Ego loszuwerden. Körperarbeit ist ein Prozess des kontinuierlichen Loslassens. Das dauert seine Zeit, denn wir haben ja auch viel in den Aufbau unseres pathologischen Egos investiert.

    Ebenso wie wir Teil eines größeren Ganzen sind, von Gaia, diesem lebendigen Planeten, so sind auch unsere einzelnen Bestandteile jeweils Ansammlungen von unzähligen Elementen. Dies ist ein Aspekt des Verständnisses von Nicht-Ich und das ist auch der Grund, warum der Buddha vom Körper, wie von den anderen khandhas eben als khandhas sprach: als Anhäufungen oder Gruppen. Neben dem Körper sind diese Anhäufungen die Wahrnehmung, die Empfindungen, der Gestaltungswille und das Bewusstsein. Dies intellektuell zu verstehen ist ein Einstieg, es aber praktisch zu erfahren, kann eine hilfreiche Begleiterscheinung der erdgestützten Körpermeditation sein, wenn wir sie regelmäßig und achtsam durchführen.

    Leseempfehlung: Die Parabel von der Heimreise


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