Abschnitt ErDa-3 - Die Verbindung mit der Erde aktivieren:

III. 11 Das Wurzelcakra  .

letzte Änderungen am 6. Januar 2018
Wir wollen den Zugang in unserer Meditation analog dem versuchen, was der Buddha als die Grundlagen der Achtsamkeit gelehrt hat, und er hat dabei nicht damit angefangen, die Achtsamkeit auf den Geist zu lenken. In seinem berühmten Vortrag über "Die Vier Grundlagen der Achtsamkeit" hat er vielmehr an erster Stelle die Körperbetrachtung genannt, gefolgt von der Betrachtung der Gefühle.

Sehen wir uns den Anfang dieser großen Lehrrede an. Dort heißt es: „Da begibt sich der Mönch ins Innere des Waldes oder unter einen großen Baum, setzt sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt Einsicht.“

Buddhas ganzes Leben war eng mit Bäumen verknüpft. Er wurde unter einem Baum geboren, er hatte seine erste tiefe Meditationserfahrung unter einem Rosenapfelbaum, er erreichte das Erwachen, die sog. Erleuchtung, unter dem Bodhibaum, wissenschaftlich einem ficus religiosa, er hielt seine erste Lehrrede, das sog. Ingangsetzen des Rades der Lehre, unter Bäumen in einem Tierpark und er starb unter zwei Salbäumen. Für unsere Betrachtung sind dabei insbesondere die beiden Episoden wichtig, die mit Meditation zu tun haben, also die Meditation unter dem Rosenapfelbaum und die unter dem Bodhibaum, aber auch seine Lehranweisungen über die Meditation, die damit beginnt, dass sich ein Mönch in den Wald begibt an den Fuß eines Baumes.
 

Dies hat meines Erachtens sowohl einen pragmatischen wie auch einen inhaltlichen Aspekt. Der pragmatische Aspekt liegt im Klima Indiens begründet. Es wäre schlicht unsinnig, sich in die pralle Sonne zu setzen. Am Fuße eines Baumes hingegen hat der/die Meditierende Schatten. Und was macht man da zunächst? Man setzt sich hin. Obwohl der Buddha bei Vorträgen über Achtsamkeit immer wieder darauf hingewiesen hat, dass man bei allen vier Körperhaltungen (nach damaligem indischem Verständnis Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen) Achtsamkeit üben soll, sitzt der Mönch (respektive die Nonne), wann immer es sich um tiefe Meditation handelt.
 
Sitzen tut man gewöhnlich mit dem Gesäß, so würden wir das jedenfalls bezeichnen. Im spirituell durchdrungenen Indien war es üblich, von den Kraftzentren des Körpers zu sprechen, und das waren natürlich die cakras. Klassisch sprechen wir von sieben Hauptcakren, das unterste davon ist das muladhara, das heißt das Wurzelcakra, es befindet sich zwischen Anus und Genitalien. Von hier, so sagt die indische Kräftelehre, steigt die Erdenergie entlang eines Kanals im Bereich der Wirbelsäule auf. Man kann also sagen, was man zu Beginn einer guten Meditation macht, ist, dass man sich erdet, dass man eine Verbindung zur Erde schafft, dass man sich mit der Erde verwurzelt, was die Bodenständigkeit der Meditation unterstreicht, die alles andere als abgehoben sein soll. Der Mensch, der sich so gern als die Krone der Schöpfung betrachtet, soll also erst einmal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Ihm wird seine Verankerung, seine Verwurzelung in der Evolutionsgeschichte deutlich gemacht: zurück zu deinen Wurzeln, back to the roots oder für die Lateiner: ad fontes.

Hier kann er Kraft schöpfen, hier ist er in Kontakt mit den wichtigsten Elementen. Er ist in Kontakt mit dem Erdelement, denn der Mensch ist ein Erdling, ein Erdenbewohner. Pflanzen beziehen ihre Nahrung, ihre Nährstoffe und natürlich auch ihr Wasser aus dem Boden. Als Menschen gewinnen wir auch unsere Nahrung aus dem Boden, sie besteht aus fester Nahrung, aus Erdelement. Und wir beziehen auch unsere flüssige Nahrung aus dem Boden. Unser Wasser ist Grundwasser, ist Quellwasser. Genau wie die Pflanzen sind wir also auf den Erdboden, auf das Erdelement und auf das Wasserelement angewiesen. Die Pflanzen nehmen diese beiden Elemente durch ihre Wurzeln auf. Indem wir uns zur Meditation auf den Boden setzen, zelebrieren wir diese historische, diese evolutionsgeschichtliche Verankerung nach, diese Verwurzelung in der Erde.

In vielen Meditationsvarianten ist dies nur noch ein äußeres Zitat, ohne sich dem Inhalt, der Bedeutung dieses Aktes bewusst zu sein. Anders bei unseren ErDa-Meditationen, bei der erdgestützten Dankbarkeit. Wir zelebrieren sie nicht nur äußerlich, wie nehmen diese Verbindung bewusst auf. Daher heißt die dritte Hauptmeditation aus unserer ErDa-Reihe „Fest verwurzelt in der Erde“. Sie schließt damit an die erste Meditation dieser Reihe an, die erste Hauptmeditation aus der ErDa-Reihe hat den Titel „Sitzen wie ein Berg“. Mit dieser ersten Meditation haben wir gewissermaßen noch bei einer Evolutionsstufe vor den Pflanzen begonnen, bei der Evolution auf der Ebene von Mineralien. Auch im weiteren Verlauf der ErDa-Reihe werden wir uns an der Evolution orientieren – bis hin zur höchsten uns bekannten Evolutionsstufe, zu der des Buddha.


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