Abschnitt ErDa-3 - Die Verbindung mit der Erde aktivieren:

III. 1. Der Mensch hat sich der Natur entfremdet .

letzte kleine Änderungen am 6. Januar 2016
Im Gegensatz zu den meisten Wesen hat sich der Mensch im Laufe seiner Evolutionsgeschichte mehr und mehr von seiner natürlichen Umwelt, deren Teil er ist, entfremdet. Diese Entwicklung ist keineswegs neu. Der entscheidende Schritt zu dieser Entfremdung war allerdings nicjt, wie heute meist unterstellt wird, der von der agrarisch-bäuerlichen Gesellschaft zur urbanen Industriegesellschaft, nein. Die Entfremdung begann bereits mit der Etablierung der agrarisch-bäuerlichen Gesellschaft.
 
Ursprünglich war der Mensch – wie die meisten anderen Tiere auch – nicht sesshaft, er war Nomade und damit eingebettet in die natürlichen Zyklen der Jahreszeiten. Die Jäger und Sammler zogen umher, kannten alle Pflanzen und Tiere, wussten, was genießbar ist und was gefährlich ist. Sie folgten den umherziehenden Herden, die in Abhängigkeit von den Jahreszeiten und den damit einhergehenden Veränderungen in der Natur die Plätze aufsuchten, die Nahrung und Wasser ebenso boten wie die besseren Bedingungen zur Brutpflege. In ihrem ursprünglichen Wohngebiet in Afrika gab es auch keinerlei Notwendigkeit jahreszeitlichen Schutz vor den Unbilden des Winters zu suchen.
 
Im Laufe der Zeit änderte sich jedoch das Siedlungsgebiet der Menschen, sie zogen weiter und kamen nach Asien und Europa. Hier gab es nicht das ganze Jahr über frische Früchte auf den Bäumen und im Boden. Außerdem war es kälter, und man bedurfte im Winter des Schutzes vor der Kälte. Vor der kalten Jahreszeit boten Höhlen Schutz, ein erster Schritt zur Sesshaftwerdung des Menschen war getan – und zur Aneignung von Boden: die Höhle des Clans musste verteidigt werden gegen andere Schutzsuchende wie Bären oder fremde Clans. Mit der privaten Aneignung von Höhlen wurde der erste Schritt zu kriegerischen Auseinandersetzungen für den Erhalt des EIGENEN Clans gemacht. Das erweiterte Ego, der Clan, die Gens, hatte sich in Widerspruch zum Rest der Welt gesetzt.
 
Da es kalt war, war die Herrschaft über das Feuer und damit die Produktion von wärmenden Nahrungsmitteln und heißen Tränken wichtig. Die Herrschaft über das Feuer setzte aber die kontinuierliche Versorgung mit Brennmaterial voraus. Die Wälder verwandelten sich allmählich vom Lebensraum in eine Rohstoffquelle. Eine Entwicklung hatte eingesetzt, die später zum Raubbau an den Wäldern führte, bis hin zu Brandrodung, zum Abholzen der Wälder für den Schiffbau, was vor allem Nordafrika und Südeuropa praktisch waldfrei machte, und schließlich heute im Raubbau an den tropischen Regenwäldern ebenso wie an den borrealen Wäldern führt. Die Klimakatastrophe hatte schleichend begonnen, heute am Höhepunkt dieser Fehlentwicklung, steht die Zukunft des Planeten auf dem Spiel.

Doch zurück zu den jungsteinzeitlichen Menschen. Mit dem Einzug in Höhlen war nur der erste Schritt getan. Nach der Aneignung natürlicher Höhlen als Wohnraum, dem Beginn der Privatisierung, kam die Aneignung von Land zum Zwecke der Landwirtschaft und damit der permanente Krieg der Siedler gegen die Nomaden. Die letzten Nachhutgefechte dieses Kulturkampfes kennen wir noch aus der jüngeren Geschichte. Besonders eindrucksvoll ist die Zerstörung der gewachsenen Kultur der indigenen Amerikaner, häufig fälschlich als Indianer bezeichnet, durch die sesshafte weiße Rasse. Büffel und indigene Bevölkerung wurde abgeknallt, um sich auch hier die zuvor allen Wesen offenstehende Weite der Natur anzueignen. Eine Fehlentwicklung die schließlich ihren (vorläufigen?) Höhepunkt im Zeitalter des Kapitalismus hat, dämmerte bereits auf, als der Mensch sesshaft wurde.

Weitere Auseinandersetzungen zwischen nomadischen Völkern und sesshaften sehen wir in der Auseinandersetzung zwischen jüdischen Siedlern und ursprünglich semi-nomadischen Palästinensern oder auch in der aktuellen Flüchtlingswelle, wo immer mehr Menschen aus dem noch semi-nomadischen Strukturen Arabiens und Afrikas mit dem sesshaften Europäern. Die Abwehrraktionen seitens der Europäer und der USA zeigen, dass hier letztlich um das Existenzrecht gerungen wird.

Historisch gesehen folgte der Etablierung des Ackerbaus Privateigentum an Grund und Boden und die Versklavung von Menschen und Tieren. Das angeeignete Land benötigte Schutz vor der nomadischen Bevölkerung, es kam zu Armeen und Kriegen. Unsere Art von Kriegs- und Eigentumszivilisation war entstanden. Das Ego war in die Welt getreten und machte "sich die Welt untertan", wie es in einem programmatischen Pamphlet der neuen Herrschaftsklasse, dem Buch Genesis, heißt.

 
Das eigene schlechte Gewissen in diesem mörderischen Verdrängungskampf wurde dadurch beruhigt, dass man dies zu einem göttlichen Heilsplan stilisierte: ein einzigartiger Propagandafeldzug des Ego im Mantel der Religion hatte begonnen.
Statt Improvisation und Einbettung in natürliche Zusammenhänge gewannen Projektdenken, Planung und Kontrolle die Überhand. Statt Empathie mit den Mitwesen stand Konkurrenz- und Verdrängungsdenken im Zentrum des herrschenden Subjektes, das die Objekte zu Dingen herabwürdigte, ein Denken, das sich in unserer Sprache ausdrückte, die statt prozesshaft-verbal zu sein plötzlich die Subjekt-Objekt-Dualität etablierte, sprachgewordene Gehirnwäsche! Gier, Hass und Verblendung hatten sich etabliert.

Den umgekehrten Weg hingegen ging der Buddha. Er löste sich aus den Zwängen des agrarisch-militärischen Komplexes, wandte sich von Landbau und Kriegerkaste ab und wurde wieder Nomade. Er lebte im Einklang mit der Natur und säuberte seinen Geist vom Egodenken. So gewann er zunächst Souveränität zurück, dann klares Denken, ein Prozess, der in dem mündet, was wir seither als Erwachen oder Erleuchtung bezeichnen.

Inzwischen ist die Geschichte der Mehrheitsgesellschaft weiter fortgeschritten. Die agrarische Landbaugesellschaft, die immer noch einen – wenn auch entfremdeten – Bezug zur natürlichen Umwelt hatte, wurde in die urbane Industriegesellschaft transformiert. Wir leben in Häusern, beheizt und klimatisiert. Wenn wir uns fortbewegen, dann tun wir das in ebenso klimatisierten Räumen, genannt Fahr- und Flugzeuge, angetrieben von Verbrennungsmotoren, welche die in Hunderten von Jahrmillionen erreichte Dekarbonisierung des Weltklimas auf den Kopf stellt. Wir oxydieren derzeit jedes Jahr soviel Kohlenstoff zu Kohlendioxid, wie in einer Million Jahre gebildet wurde und wundern uns, dass das Folgen hat. Aber Handeln hat Folgen. Individuelles Handeln auf der karmischen Ebene führt zu individuellem karma vipaka, zu Folgen dieses Handelns. Kollektives karmisch negatives Handeln führt zu kollektiven Folgen. Subjekt dieses Handelns ist die Menschheit.

Und nachdem all dieses bereits erschreckend genug ist, haben wir sogar noch eine neue Spezies geschaffen, eine Spezies, die inzwischen auch die Menschheit ebenso versklavt, wie das Ego zuvor die natürliche Welt der Mineralien, Pflanzen und Tiere versklavte. Mit der Erfindung der Kapitalgesellschaft war eine neue Spezies geschaffen worden, die obwohl man sie nicht sehen kann, einen imaginierten Körper besitzt. Aktiengesellschaften und GmbHs werden daher juristisch als "Körperschaften" bezeichnet und zahlen auch im geringen Maße eine Steuer, die Körperschaftssteuer, vor allem aber widmen sie sich der weiteren Ausbeutung von Natur, Pflanzen, Tieren und Menschen. Ihre Kathedralen stehen in London, New York, Shanghai, Tokio und Frankfurt und haben so tolle Namen wie Ford Building, Empire State Building, EZB oder Trump Tower.

Dennoch sollten wir nicht allzu kulturpessimistisch sein, denn die Lehre dessen, der vor über zweieinhalb Jahrtausenden in die Hauslosigkeit gezogen ist, der sein Ego überwand und zum Erwachten wurde, diese Lehre existiert weiter und fasziniert inzwischen immer mehr Menschen. Es gibt Individuen, die sich aufmachen diesen uralten Pfad, den der Buddha entdeckte, zu gehen und für sich selbst wieder zu entdecken, Individuen, die uralten Landkarten folgen, die der Inder mit der Bettelschale in der Hand vor über 2500 Jahren aufzeichnete.

Noch ist dieser Planet nicht verloren!



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