Abschnitt ErDa-2  - Produkte negativen Karmas auflösen
II. 9. Karma – Zufluchten und Vorsätze .
letzte Änderungen am 8. Januar 2016
In diesem zweiten Kapitel des Projektes ErDa beschäftigen wir uns mit Karma. Ich denke, was Karma ist, sollte inwischen klar sein: Karma ist willentliches, ethisch bewertbares Handeln. Die Überschrift dieses zweiten Kapitels heißt: „Produkte negativen Karmas auflösen“. Es stellt sich also die Frage, wie wir diese Produkte negativen Karmas, also die heranreifenden Früchte negativer Handlungen auf ethische Weise auflösen bzw. neutralisieren können. Das geht natürlich nur, indem wir uns gutes Karma schaffen. Hierfür hat der Buddha uns als Richtschnur fünf Vorsätze gegeben, die er zu praktizieren empfahl.

Beachte bitte: das sind keine Gebote, denn der Buddha ist kein Gebieter. Er versteht sich als Wegweiser auf dem Pfad. Er gibt Empfehlungen, von denen er aus Erfahrung weiß, dass sie zielführend sind. Und diejenigen, die den Pfad der regelmäßigen Schritte gehen, die den Dreifachen Pfad aus Ethik, Meditation und Weisheit beschreiten möchten, erklären sich gewöhnlich bereit, das zu tun, indem sie die sog. Zufluchten und Vorsätze rezitieren und sich darum bemühen, sie praktisch umzusetzen.


II. 9. 1. Zufluchten

Die Menschen, die den spirituellen Pfad gehen, den der Buddha aufgezeigt hat, nehmen „Zuflucht zum Buddha“, was im heutigen Sprachgebrauch meines Erachtens keine glückliche Formulierung ist. Damit ist gemeint, dass sie sich zu den sog. Drei Juwelen bekennen, (1) zum Buddha, als demjenigen, der in historischer Zeit als erster Erleuchtung erlangt hat und der damit das Vorbild ist, (2) zum Dharma, dem Übungssystem, das der Buddha dargelegt hat, wodurch dieses Ziel erreicht werden kann, und (3) dem Sangha, der Gemeinschaft derjenigen, die diesen Pfad erfolgreich beschreiten oder schon bis zum Erwachen beschritten haben. Dazu rezitieren sie einen bestimmten Wortlaut dreimal:

•  Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
•  Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
•  Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
    (Ehre sei ihm, dem Erhabenen, dem Verehrungswürdigen,
    dem vollkommen Erwachten.)
 

Buddham saranam gacchami (Zum Buddha nehme ich meine Zuflucht.)
Dhammam saranam gacchami (Zur Lehre nehme ich meine Zuflucht.)
Sangham saranam gacchami (Zur Gemeinschaft nehme ich meien Zuflucht.)
 

Dutiyampi buddham saranam gacchami (Zum zweiten Mal nehme ich…)
Dutiyampi dhammam saranam gacchami
Dutiyampi sangham saranam gacchami
 

Tatiyampi buddham saranam gacchami (Zum dritten Mal nehme ich…)
Tatiyampi dhammam saranam gacchami
Tatiyampi sangham saranam gacchami


Dass diese Formel dreimal rezitiert wird, soll eine besondere Bekräftigung sein, dass dies nicht nur so dahergesagt ist, sondern wirklich inhaltlich voll gemeint ist. Und das zeigt sich vor allem darin, dass man beginnt, den dreifachen Pfad zu gehen. Und der erste und entscheidende Abschnitt dieses Pfades – und nebenbei gesagt derjenige, der direkt auf unser Karmakonto wirkt – ist nun einmal Ethik.

Diese fünf Vorsätze lauten in der traditionellen Sprache Pali

• Panatipata veramani sikkhapadam samadiyami
• Adinanadana veramani sikkhapadam samadiyami
• Kamesu micchadara veramani sikkhapadam samadiyami
• Musavada veramani sikkhapadam samadiyami
• Suramerya majja pamadatthana veramani sikkhapadam samadiyami
Für jeden dieser Vorsätze gibt es eine negative Formulierung, also das, was ich nicht tun möchte. Damit vermeide ich schlechtes Karma - also üble Folgen - für mich, für andere und letztlich tendenziell für den Planeten. Und es gibt auch eine positive Formulierung, also das, was ich tun möchte. Damit schaffe ich gutes Karma - also gute Folgen - für mich, für andere und letztlich tendenziell für den ganzen Planeten bzw. baue schlechtes Karma ab. Ich habe vor, jeden dieser fünf Vorsätze in einem oder mehreren Abschnitt zu behandeln.

Dabei ist zu beachten dass, diese Vorsätze keine eindeutigen Befehle sind, sondern gewisermaßen Übungsfelder, wobei ich mich zunächst bemühe, die gröbsten Fehler zu beseitigen und mich allmählich auch den unscheinbareren, schließlich den ganz subtilen Ungeschicklichkeiten widmen möchte. Ich beginne vielleicht mit kleinem positiven Gesten und kann sie allmählich immer mehr zu positiven Handlungen ausbauen.

Das ist im Prinzip das gleiche, was wir bei der metta bhavana gemacht haben: erst Selbstliebe aufgebaut (prima, ich mag es, wenn ich mich mag!), dann haben wir dieses metta auf eine uns sympathische Person übertragen (auch noch nicht allzu schwer), anschließend ging es darum, uns genau so freundlich einer neutralen Person gegenüber zu zeigen (was schon etwas ungewöhnlich ist), und dann haben wir uns der negativ besetzten Person gewidmet (spätestens hier begann es zu quietschen) und letztendlich sollten wir die gleiche Empathie für alle Wesen empfinden (was die höchste Tugend ist).



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