Abschnitt ErDa-5 - Sinnlichkeit und Sakrament: .
V. 10. Dankgebet eines Troglodyten
letzte redaktionelle Änderung am 6. Januar 2018
Als ich heute Nacht nicht schlafen konnte, habe ich mich ins Bett gekuschelt und mir vorgestellt, ich sei schön geborgen in einer Höhle unter einem dicken Bärenfell warm eingekuschelt, während draußen der garstige Winter tobt.
 
Tatsächlich ist draußen Winter, heute ist der 5. Januar 2016, 1.30 h und hier in Gelnhausen hatten wir heute Schneeregen. Da ich nicht einschlafen konnte, ging ich an das Schreibgerät, um das aufzuschreiben, was mir da eben in meinem Bett einfiel.

Es ist schon absurd, welche uralten Fantasien wir bemühen, um uns im Bett kuschelig zu fühlen, denn ich denke nicht, dass ich der einzige bin, der von einer schönen Höhle oder einem geborgenen Nestchen fantasiert, hier scheint ein uralter Mythos von Geborgenheit im alaya vinnana gespeichert zu sein.

Absurd in der Tat, denn wie sehr würde mich ein Troglodyt (primitiver Höhlenbewohner) beneiden, wenn er mich hier sähe. Nein, kein raues Bärenfell, ich kuschele mich in eine weiche Daunendecke. Und nichts von wegen Höhle, an dessen steinigen, unebenen und eiskalten Boden man sich die Füße aufreißt, sondern weichen, warmen Teppichboden habe ich, dass ich nicht einmal die Pantoffeln (was trugen wohl Troglodyten an den Füßen?) anziehe, wenn ich nachts zur Toiletten muss. Die ist selbstverständlich ein hygienisches WC und gerade mal fünf Meter entfernt, und wenn ich dort die Hosen runterlasse, friere ich mir nicht den Allerwertesten und sonst noch was ab, wie mein Fantasiefreund, der Troglodyt, wenn er nachts vor die Höhle stolpert, wo alle möglichen früheren Verrichtungen der Mitbewohner stinkend im Dunkeln seiner Füße harren, nein, auch hier auf der Toilette sind es wohltemperierte 20 Grad.

Überhaupt: hat denn so ein Troglodyt wirklich geräumige 60 qm für sich allein wie ich? Gut abgeschlossen mit einem BKS-Schloss, damit weder der Bär noch die Kollegen vom üblen Clan mit der Keule reinkommen können? Ich muss nicht das Feuer hüten, das im Vorraum der Höhle brennt und von dem immer mal dunkle Rauchschwaden ins Innere der Höhle ziehen, dass die Luft schlimmer ist als in einer deutschen Kneipe, in der es noch kein Rauchverbot gibt.

Nein, wenn ich in der Nacht etwas sehen will, muss ich mir keinen brennenden Holzscheit aus dem Feuer ziehen. Einen Holzscheit von dem Holz, dass ich im Sommer im Wald suchen, in meine Höhle tragen und dort monatelang trocknen musste, nein, ich müsste nur auf den Lichtschalter drücken, und schon werde Licht. Ähnlich bequem ist es, wenn ich mein Essen kochen will. Nicht im Wald nach Wurzeln graben, sondern die Möhren fein abgepackt und biologisch angebaut für 1,59 €  vom Supermarkt. Zum Kochen dient der Elektroherd, kein offenes Feuer, über das man vermutlich nicht einmal einen Topf hängen konnte, denn die Bronzezeit war ja noch nicht ausgebrochen. Und auch diese Sätze muss ich nicht mit einem Stein in die Wand hauen, sondern nur sanft das Keyboard andrücken, schon erscheinen die Worte wie von Zauberhand auf einem Bildschirm und begeben sich dann durch ein unsichtbares www-Netz zu dir. Ein Troglodyt würde nicht einmal daran denken, dass dergleichen im Paradies möglich wäre – und ich mosere schon herum, wenn ich mal nicht schlafen kann und so die Gelegenheit habe, meiner Dankbarkeit für das Paradies, in dem ich lebe, Ausdruck zu verleihen.

Und jetzt gehe ich einmal nicht 10.000 Jahre zurück, sondern nicht einmal 1000 Jahre. Damals, im 12. Jhd. u. Z., hat 600 m von hier, wo jetzt Meditation am Obermarkt in Gelnhausen ist, der mächtigste Mann Europas in seiner Pfalz gehaust, Friedrich I., genannt Barbarossa. Ich sage gehaust und nicht residiert, denn ich habe mir diese Pfalz, der Name ist dem lateinischen „paladium“ entlehnt, wovon auch Palast abgeleitet ist, angeschaut.

Palast? Dass ich nicht lache, nicht einmal die Steinstufen – nix Teppich – hatten genormte Höhen, der Kaiser musste richtig achtsam gehen – und das bei seinem Weinkonsum, wobei ich davon ausgehe, dass die Weine aus dem Kinzigtal sich gewiss nicht mit einem 3,99 € Cabernet Savignon aus dem australischen Barossa Valley messen konnten, den es bei Aldi gibt.

Natürlich gab´s auch bei Kaisers zuhause weder elektrisches Licht noch Zentralheizung, sondern nur einen rauchigen Kamin. Die Fenster hatten kein Glas, sondern waren gegen die Kälte mit dicken Tüchern verhangen, folglich dienten nur offenes Feuer, Kerzen und Fackeln als Lichtquelle, sodass man damals gar nicht Zigaretten rauchen musste, um Raucherhusten und Lungenkrebs zu bekommen. Natürlich zog es durch die nicht verglasten Fenster entsprechend, sodass man am Kamin von vorn geröstet wurde, während man am Rücken vor Kälte mit den Zähnen klapperte. Würde das Sozialamt einem Hartz-IV-Empfänger heute eine solche Wohnung zumuten, man kann den Aufschrei der Presse förmlich schon hören.

Und was gab´s bei Kaisers zu essen? Kein leckeres Tofuschnitzel, sondern ekelhaft fetten Schweinebraten, dass sich mir die Herzkranzgefäße ebenso vor Widerwillen schütteln wie mein ethisches Gewissen. Es war jedenfalls verdammt barbarisch (vielleicht deshalb Barbar-Ossa?).

Warum schreibe ich das eigentlich alles? Ich will mir selbst – und vielleicht auch dir – klar machen, in welch ungemein tollen Umständen wir leben. Jeder von uns. Vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Hartz-IV-Empfänger haben wir Luxus pur. Eigentlich müssten wir mindestens zehn Stunden täglich mit Dankgebeten verbringen, für den tollen Wohlstand, den wir genießen können.

Und dieser Aufsatz ist als ein kleines Dankgebet gedacht. Ich danke unseren Vorfahren, die all diese tollen Entwicklungen auf den Weg gebracht haben, dass wir heute in solch paradiesischen Zuständen leben können. Und natürlich danke ich dem Planeten, der uns mit den vier Elementen versorgt, durch deren geschickte Kombination dieser Wohlstand geschaffen wurde.

Ich danke ebenso dem galaktischen Bewusstsein, dass es möglich war, aus der Kombination von Materie mittels dieses Bewussteins die himmlischen Zustände auf Erden zu schaffen, die ich genießen kann. Und ich danke der Kraft, die wir Kreativität nennen, dass es möglich ist, solche große Wunderwerke zu schaffen. Diese Kreativität steckt in jedem von uns, in dir, in mir, im Buddha, sogar in den Terroristen. Entscheidend ist es aber, diese Kreativität heilsam einzusetzen. (Und da haben nicht nur die Terroristen erhebliche Defizite!)

Diese ungeheure Kreativität ist es, die in unserem Sakralcakra zum Ausdruck kommt. Lasst sie uns zum Guten nutzen!

(Deshalb nennen wir es „Sakral“-Cakra, von sacra = heilig, heilsam)


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