Es gibt zwei Worte,
die im ErDa-Projekt immer wieder verwendet werden, und die
möglicherweise bei dem einen oder der anderen auf Widerstand stoßen.
Das eine ist "das Transzendente", das andere ist das Wort "spirituell"
oder "Spiritualität".
Schaut man bei Wikipedia nach so findet man:
Spiritualität (von lat. spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘ – wie altgriechisch ψύχω bzw. ψυχή, siehe Psyche) bedeutet im weitesten Sinne „Geistigkeit“ und bezeichnet eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf Geistliches in spezifisch religiösem Sinn ausgerichtete Haltung.
Spiritualität im spezifisch religiösen Sinn steht für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten, dem Jenseits oder der Unendlichkeit.
Da haben wir also beide Begriffe, Spiritualität und Transzendentes.
Spirituell bedeutet also im Prinzip "geistig", es ist Arbeit mit dem Geist und am Geist, mit dem
Bewusstsein und am Bewusstsein. Spirituelle Entwicklung ist also Arbeit an unserem Geist,
aber nicht in Form von bloßem Denken. Wir können etwas intellektuell
verstehen, ohne es wirklich verinnerlicht zu haben. Wir wissen ganz
sicher, dass Jähzorn kontraproduktiv ist und das panische Angst nicht
hlifreich ist. Dennoch neigen wir vielleicht manchmal zu Jähzorn oder
zu panischer Angst.
Spirituelle Entwicklung ist Bewusstseinserweiterung, die nicht nur
verkopft ist, sondern unser ganzes Wesen ändert. Mit einer spirituellen
Entwicklung können wir, um bei dem oben genannten Beispiel zu bleiben,
unseren Jähzorn oder unsere panische Angst überwinden - oder eben auch
alle anderen wenig hilfreichen Neigungen in uns. Die höchste Form der
spirituellen Entwicklung, spirituelle Vollkommenheit, bezeichnen wir im
Buddhismus als Buddhaschaft oder als Erwachen. (Mitunter wird auch der
Ausdruck "Erleuchtung" verwendet, mit dem man aber vorsichtig sein
muss, denn Anhänger anderer Religionen - Christentum oder Hinduismus
beispielsweise - verwenden den Begriff Erleuchtung etwas anders.) Ein
oder eine Buddha ist also eine spirituell voll entwickelte Person. Das
schließt allerdings nicht körperliche Vollkommenheit ein; der historische Buddha
litt zum Beispiel unter Rückenschmerzen, erkrankte an der Ruhr und
starb. Die spirituelle Vollkommenheit bedeutet auch keine Allwissenheit.
Interessant im Wikipedia-Text ist auch die Tatsache, dass spirituell
von "ich atme" abgeleitet ist. Tatsächlich ist der Atem ein wichtiger
Zugang zum Bereich des Sprituellen, weswegen die Atembetrachtung eine
ganz wichtige Meditationstechnik ist.
Doch nun zum Ausdruck des Transzendenten. Hier führt Wikipedia aus: Als transzendent gilt, was außerhalb oder jenseits eines Bereiches möglicher Erfahrung, insbesondere des Bereiches der normalen Sinneswahrnehmung liegt und nicht von ihm abhängig ist.
Dem kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Es ist meines Erachtens nicht so, dass das Transzendente "jenseits eines Bereichs möglicher
Erfahrung" liegt. Es ist aber sehr wohl so, dass es außerhalb "des
Bereiches der normalen Sinneswahrnehmung liegt". Dieser Kurs soll unter
anderem dazu dienen, den Kontakt mit dem Transzendeten zu ermöglichen.
Bitte verstehe das nicht so, dass sich dir am Ende des Kurses alle
Türen des Transzendeten öffnen. Wenn wir aber den gesamten Kurs in der
angegeben Art machen und danach eine der Meditationen des letzten
Abschnittes regelmäßig üben, dann besteht eine sehr hohe
Wahrscheinlichkeit mit dem Transzendenten in Kontakt zu kommen und sich
diesem mehr und mehr zu öffnen.
Die Ausgangsfrage dieses Artikels war, ob das Transzendente "nicht Gott
durch die Hintertür" ist. Unter Gott versteht man im üblichen
westlichen Kontext den Schöpfer, der als eine Person verstanden wird.
Das ist bei uns mit "dem Transzendenten" nicht gemeint. Der Buddhismus
geht nicht vom "Schöpfer" als einer Person aus. Wenn wir aber die
Evolution als Schöpfungsprozess sehen, dann wird es ganz sicher so
sein, dass wir ein völlig neues Veständnis dieses Schöpfungsprozesses
bekommen können - und uns dabei im Einklang mit den wissenschaftlichen
Erkenntnisse befinden. Allerdings wird dieses neue Verständnis sehr
viel tiefgreifender, eben "verständiger" sein.
Wenn wir dem Transzendenten begegnen, so werden wir zwar nicht "Gott"
begegnen, aber "dem Göttlichen", also Kräften, die außerhalb unserer
üblichen normalen Wahrnehmung liegen. Im letzten Abschnitt dieses
Kurses werden wir uns darum bemühen, einige dieser Aspekte "des
Göttlichen, des Vollkommenen" zu visualisieren. Dabei gehen wir nicht
davon aus, dass das Personen sind, die tatsächlich exisistieren. Diese
Personen existieren ebenso wenig wie die "Liberty" die in der
Freiheitsstatue in New York symbolisiert wird - aber Freiheit gibt es.
Vor vielen Gerichtsgebäuden steht die Figur der "Justitia". Eine solche
Göttin mit einer Waage in der einen Hand und einem Schwert in der
anderen gibt es nicht, was es aber gibt ist "Gerechtigkeit" - und diese
wird versucht, durch die Figur der Justitia darzustellen. Ähnlich
verfahren wir im letzten Abschnitt des ErDa-Projektes, wenn wir
Begriffe personalisieren um sich ihnen anzunähern.
Menschen sind visuelle Tiere, ihr Gesichtssinn, ihr Sehen, ist der
entscheidende Sinn. Daher träumen wir in Bildern - und nicht in
Gerüchen (wie Hunde vielleicht) und auch nicht in mathematischen
Formeln (auch wenn wir uns noch so viel auf unsere formale Bildung
"einbilden"). Übrigens: "Bildung" kommt von "Bild", es bedeutet, sich ein Bild
von etwas zu machen. Und eben aus diesem - und nur aus diesem - Grund verwenden wir
im letzten Abschnitt dieses Projektes, der "sich dem Tranzendenten
öffnen" heißt, Bilder für Aspekte des Transzendenten.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Allerdings ein Weg, der
sich lohnt. Ein Weg der unter anderem dahin führt, sich dem
Transzendenten zu öffnen.
Ich wünsche viel Erfolg und tiefgreifende Erkenntnisse auf diesem lohnenden Pfad!
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