Abschnitt ErDa-8 des ErDa-Projektes:
VIII. 6. Ti Ratana Vandana .
letztmals redaktionell geändert am 3. Januar 2018
Um auf eine Verbindung mit dem Transzendenten hinzuarbeiten, ist es gut, devotionale Texte zu rezitieren. Für Menschen, die dem Pfad folgen, den der Buddha lehrte, sind das Verehrungswürdigste die Drei Juwelen, also
  • der Buddha, derjenige, der diesen Pfad entdeckt hat und dem zu folgen wir uns entschlossen haben
  • der Dharma, die gute Lehre, die dargelegte Wegbeschreibung, wie man den Pfad gehen kann, also ein System von Übungen (keine Dogmen!)
  • der Sangha, die Gemeinschaft derer, die erfolgreich diesen Weg beschreiten oder bereits bis zum Ziel beschritten haben
Der folgende Text ist das Ti Ratana Vandana, zu Deutsch: die Verehrung der Drei Juwelen. Ich habe ihn in drei Spalten aufgeschrieben. Die linke Spalte enthält den Text in der Sprache Pali, das ist die Sprache, in der er rezitiert wird. Die mittlere Spalte zeigt die gängige Übersetzung in die deutsche Sprache, und in der linken Spalte interpretiere ich den Text. Dies ist meine persönliche Interpretation zum Zeitpunkt, in dem ich es aufgeschrieben habe. Da der Text sehr gehaltvoll ist, sind zahlreiche weitere Interpretationen, auch unterschiedliche Nuancierungen, möglich, die einander alle nicht ausschließen. Von daher ist meine Interpretation lediglich als eine Annäherung an den Sinngehalt des Textes zu verstehen.

Es ist gut diesen Text regelmäßig zu rezitieren. Wenn man zweimal täglich meditiert, so empfehle ich vor der ersten Meditation die Zufluchten und Vorsätze und vor der zweiten Meditation das Ti Ratana Vandana zu rezitieren.

  • Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
  • Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
  • Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhassa
  • Ehre sei ihm, dem Erhabenen, dem Verehrungswürdigen, 
    dem vollkommen Erwachten.
    Die dreifache Formel dient der Bekräftigung. Ein Bhagavan ist ein spirituell Höherstehender, dem daher Respekt zu zollen ist. Arahat wurde mit "Verehrungswürdiger" übersetzt, ist aber eigentlich die Bezeichnung für einen Heiligen, also einen Erleuchteten. Mit dem "vollkommen Erwachten" soll noch über die Bezeichnung Arahat hinausgegangen werden. Im Gegensatz zu den Erleuchteten unter seinen Schülern hatte der Buddha das Erwachen ohne Anleitung erreicht.
    • Iti'pi so bhagava araham sammasambuddho
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    • Vijjacaranasampanno sugato lokavidu

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    • Annuttaro purisadhamma sarathi
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    • Sattha devamanusanam
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    • Buddho bhagava'ti
  • Wirklich, so ist er, der reich Begabte, der Freie, der ganz und gar Erwachte,

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  • Vollkommen im Wissen und Wandel, der glücklich Vollendete, Kenner der Welten,

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  • Unübertrefflicher Führer von Menschen, die zur Selbstmeisterung bereit sind,
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  • Der Lehrer von Göttern und Menschen,

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  • Der voll Erwachte und reich Begabte.
  • (Absatz 1) Bhagavan wird hier als "reich Begabter" übersetzt, was auf die Vielseitigkeit des Buddha hinweist, er war neben der Tatsache, dass er ein Erwachter war, auch sowohl mit weiteren weltlichen Fähigkeiten, z. B. rascher Auffassungsgabe, hoher pädagogischer Kompetenz, guter Rhetorik oder Fähigkeit zur Dichtkunst ausgezeichnet, als auch mit  Nebenprodukten der spirituellen Entwicklungen, wie z.B. Hellsehen. Aus dem Arahat wird in dieser Übersetzung ein Freier, was sich natürlich auf einen spirituell Freien bezieht, also einen der vimutti, Befreiung, erreicht hat, nämlich Befreiung z.B. vom Ichglauben und von Geistestrübungen wie Verlangen, Abneigung und Projektionen.


    (2) Vollkommen im Wissen bedeutet vollständige Kenntnis des Dharma, der Wahrheit, Kenntnis von der Natur der Dinge, während Vollkommenheit im Wandel ausdrückt, dass er dies nicht nur intellektuell erfasst, sondern dass es sich natürlicher Weise in seinem Handeln ausdrückt, also eine Vollkommene Internalisierung ethischer Erkenntnisse. Ein Vollendeter ist natürlich ein Erwachter, glücklich bedeutet hier nicht aufgrund von Zufällen, sondern "zu seinem Glück und dem der anderen Wesen". Kenner der Welten bezieht sich darauf, dass er nicht nur diese Welt vollkommen versteht, sondern auch andere (überirdische) Sphären.


    (3) Führer der führungsbedürftigen Menschen wird der Buddha insofern genannt, da er ihnen Übungen gibt, ohne die sie das Erwachen nicht erreichen würden; außerdem wird darauf hingewiesen, dass diese Menschen nicht nur führungsbedürftig, sondern auch führungswillig sein müssen, nämlich bereit zur Selbstmeisterung.



    (4) Dies zeigt, dass der Buddha auch über den Göttern steht. Unter Götter werden in Indien Wesen verstanden, die in etwa den Engeln der christlichen Tradition entsprechen.



    (5) Dies dient wohl der Zusammenfassung.
    Buddham jivita pariyantam saranam gacchami Mein ganzes Leben lang nehme ich Zuflucht zum Erwachten. Die übliche Zufluchtsformel (= Bekenntnis in dieser spirituellen Tradition zu praktizieren) wird hier durch "mein ganzes Leben lang" ergänzt, was darauf hinweist, dass es sich nicht um eine provisorische, vorübergehende Sache während der Suche nach dem richtigen Pfad handelt, sondern dass der so Sprechende erkannt hat, das dies nicht nur ein guter, sondern der Pfad für ihn sein wird. 
    • Ye ca buddha atita ca
    • Ye ca buddha anagata
    • Paccuppanna ca ye buddha
    • Aham vandami sabbada
    • Alle Erwachten der Vergangenheit,
    • Alle Erwachten die erste kommen werden,
    • Alle Erwachten, die es nun gibt,
    • Verehre ich ohne Unterlass.
    Nach buddhistischer Auffassung gibt es nicht nur einen Erwachten, sondern unzählige. Selbst wenn der Dharma in Vergesseneheit gerät, wird wieder ein Individuum Erwachen und den Dharma verkünden. Alle diese Erwachten sind verehrungswürdig.
    • N'atthi me saranam annam

    •  
    • Buddho me saranam varam

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    • Etena saccavajjena

    •  
    • Hotu me jayamangalam
    • Keine andere Zuflucht als der Erwachte,

    • Er ist die höchste Zuflucht für mich.


    • O, mögen aus der Kraft dieser Wahrheit

    • Gutes Gelingen und Sieg entspringen.
    (1) Für die meisten Menschen, die spirituell praktizieren, stellt der Dharma nur eine der wichtigen Zufluchten (zentralen Dinge) in ihrem Leben dar, andere sind vielleicht die Familie, der Beruf, die Beziehung oder auch der Alkohol. 

    (2) Hier wird deutlich, dass auch dann, wenn wir noch im weltlichen Leben stehen und vielleicht in einer Beziehung oder in einer Familie leben, dass auch dann klar sein muss, was im Zentrum steht (nämlich der spirituelle Pfad) und was für uns nachrangig ist. 

    (3) Nur wenn wir das verstanden haben und auch tatsächlich leben,


    (4) werden wir auf diesem Pfad nennenswert voranschreiten (gutes Gelingen) bzw. Erwachen (Sieg) erreichen
    • Svakkato bhagavata dhammo

       
    • Sanditthiko akaliko ehipassiko
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    • Opanayiko paccatam
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    • Veditabbo vinnuhi`ti
    • Klar ausgedrückt ist die Lehre des reich Begabten
    • Unmittelbar einleuchtend, zeitlos.



    • Eine Einladung zu kommen und zu sehen, vorwärts führend,

    • Von dem Weisen in eigener Erfahrung einzusehen.
    (1) Also nicht in kryptischen Formeln, die man unterschiedlich deuten kann.


    (2) Unmittelbar einleuchtend bedeutet, dass es der Logik zugänglich ist oder durch Experiment (Übung) überprüfbar ist. Zeitlos insofern, als der Dharma nicht von einer historischen Entwicklungsstufe, auf eine Weltregion oder ein Gesellschaftssystem beschränkt ist.

    (3) Einladung weist darauf hin, dass der Buddhismus nicht missioniert, sondern bereit steht für diejenigen, die willens sind, ihn auszuprobieren.

    (4) Hier wird darauf hingewiesen, dass der Dharma nicht von allen Wesen zu verstehen ist, sondern dass er eine gewisse Weisheit voraussetzt. Weisheit kann aber auch entwickelt werden.
    Dhammam jivita pariyantam saranam gacchami Mein ganzes Leben lang nehme ich Zuflucht zur Wahrheit. Entsprechend zu verstehen wie oben.
    • Ye ca dhamma atita ca
    • Ye ca dhamma anagata
    • Paccuppana ca ye dhamma
    • Aham vandami sabbada
    • Alle Wahrheitslehren der Vergangenheit,
    • Alle Wahrheitslehren die erste kommen werden,
    • Alle Wahrheitslehren, die es nun gibt,
    • Verehre ich ohne Unterlass.
    Während der Dharma, die Wahrheit, eine Tatsache ist, die zeitlos ist, sind die Lehren, wie er vermittelt wird, durchaus zeitabhängig, damit sie von den Menschen einer bestimmten Epoche oder auch einer bestimmten Region oder einer Gesellschaftsform verstanden werden können. Einige Teile des ErDa-Kurses wären zum Beispiel noch vor 50 Jahren undenkbar gewesen (der Aufsatz Karma 2.0 beispielsweise) und sind vermutlich in 100 Jahren nur noch wenig hilfreich.
    • N'atthi me saranam annam
    • Dhammo me saranam varam
    • Etena saccavajjena
    • Hotu me jayamangalam 
    • Keine andere Zuflucht als die Wahrheit,
    • Er ist die höchste Zuflucht für mich.
    • O, mögen aus der Kraft dieser Wahrheit
    • Gutes Gelingen und Sieg entspringen.
    Entsprechend zu verstehen wie oben.
    • Supatipanno bhagavato savakasangho 


    •  
    • Ujupatipanno bhagavato savakasangho


    •  
    • Nayapatipanno bhagavato savakasangho



    •  
    • Samicipatipanno bhagavato savakasangho


    •  
    • Yadidam cattari purisayugani


    • Attha purisapuggala


    •  
    • Esa bhagavato savakasangho


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    • Ahuneyyo, pahuneyyo, dakkhineyo


    •  
    • Anjalikaraniyo anuttaram


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    • Punnakkhettam lokassa'ti
    • Glücklich schreitet die Hörergemeinschaft des reich Begabten voran,

    •  
    • Aufrecht schreitet die Hörergemeinschaft des reich Begabten voran,

    •  
    • Planvoll schreitet die Hörergemeinschaft des reich Begabten voran,

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    • In rechter Weise schreitet die Hörergemeinschaft des reich Begabten voran,

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    • Nämlich diese vier Paare von Individuen, 

    •  
    • Diese acht Personen.


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    • Diese Hörergemeinschaft des reich Begabten ist verehrungswürdig,

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    • Würdig der Gastfreundschaft, der Gaben würdig,

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    • Würdig der Begrüßung mit gefalteten Händen,

    •  
    • Eine unvergleichliche Quelle des Guten für die Welt
    (1) Glücklich bedeutet, dass es beglückend ist, diesen spirituellen Pfad zu beschreiten. Im upanisa-sutta beschreibt der Buddha, welche Erreichungen  schon relativ früh auf dem spirituellen Pfad bestimmend sind, dazu gehören pamojja (Freude), piti (Begeisterung, Verzückung) und sukkha (Glückseligkeit). Hörergemeinschaft zeigt, dass es nicht nur besonders fortgeschrittene Menschen (Stromeingetretene) sein müssen. Außerdem ist nicht gesagt, dass es sich dabei nur um Mönche und Nonnen handelt. "Hören - Reflektieren - Meditieren" ist der Dreiklang, nach dem man auf diesem Pfad praktiziert, Hörer sind also Anhänger des Buddha.
    (2) selbstbewusst, nicht duckmäuserisch

    (3) In meiner Einleitung zum ErDa-Kurs habe ich vom Pfad der unregelmäßigen und dem Pfad der regelmäßigen Schritte geschrieben, planvoll ist letzterer.


    (4) Rechte Weise bedeutet, dass diese sowohl dem Ziel als auch dem jeweils praktiziernden Individuum angemessen sein muss.



    (5+6) Es gibt vier Stufen der Erreichung - gewissermaßen das Ziel und drei wichtige Teilabschnitte - die traditionell als Stromeintritt, Einmalwiederkehr, Nichtwiederkehr und Heiligkeit (Arahat) beschrieben werden. Das wären in einer statischen Betrachtung vier verschiedene Personen. Dynamisch betrachtet ist jede Erreichung das Ergebnis eines Übungsprozesses, es gibt also diejenige Person, die sich auf dem Weg zum Stromeintritt befindet und die Stromeingetretene usw., also 4 x 2 = 8 Individuen bzw. 4 Paare.

    (7) Wer den Pfad der regelmäßigen Schritte geht, ist verehrungswürdig.



    (8) Man sollte diese Personen unterstützen. Traditionell gingen Mönche und Nonnen mit der Bettelschale durchs Land, man (=jede/r der noch auf dem Pfad der unregelmäßigen Schritte ist) sollte ihnen also durch Gaben ihre Elementarbedürfnisse befriedigen (Nahrung, Kleidung, Obdach, medizinische Versorgung)
    (9) (historische) besondere Geste der Verehrung



    (10) Das Gehen des Pfades der regelmäßigen Schritte dient nicht nur dem/der Praktizierenden, sondern dem ganzen Planeten.
    Sangham jivita pariyantam saranam gacchami Mein ganzes Leben lang nehme ich Zuflucht zur Gemeinschaft. Entsprechend zu verstehen wie oben.
    • Ye ca sangha atita ca
    • Ye ca sangha anagata
    • Paccuppana ca ye sangha
    • Aham vandami sabbada
    • Alle Gemeinschaften der Vergangenheit,
    • Alle Gemeinschaften die erste kommen werden,
    • Alle Gemeinschaften, die es nun gibt,
    • Verehre ich ohne Unterlass.
    Entsprechend zu verstehen wie oben.
    • N'atthi me saranam annam
    • Sangho me saranam varam
    • Etena saccavajjena
    • Hotu me jayamangalam 
    • Keine andere Zuflucht als die Gemeinschaft,
    • Sie ist die höchste Zuflucht für mich.
    • O, mögen aus der Kraft dieser Wahrheit
    • Gutes Gelingen und Sieg entspringen.
    Entsprechend zu verstehen wie oben.

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