X. 2. Das Kronencakra
letzte Änderungen: 7. Januar 2018

Das Sahasrāra ist das letzte und höchste Cakra, das indische Wort bedeutet das Tausendfältige, womit die unzähligen Dimensionen des Transzendenten angedeutet werden sollen, die sich für uns hierdurch öffnen. Tausend steht traditionell auch für unendlich. Der deutsche Ausdruck dafür ist entweder Scheitel-Cakra, weil es sich am Scheitelpunkt des Kopfes befindet, oder aber Kronencakra. Der letzte Ausdruck hat mehrfache Bedeutung, zunächst könnte man sagen, dass das allem die Krone aufsetzt, dann symbolisiert die Krone natürlich einen König. So wie der König in der weltlichen Hierarchie des Höchste ist, so ist diejenige, deren Kronencakra sich geöffnet hat, spirituell die Höchste Person.

Weiterhin strahlt das Kronencakra nach oben in vielen Farben aus, also etwa wie die Edelsteine auf der Königskrone. Außerdem sitzt es nicht im Körper, sondern auf dem Scheitelpunkt des Kopfes oder knapp darüber. Mit der Tatsache, dass es praktisch schon außerhalb des Körpers ist, darüber hinausgehend, wird die Verbindung zum Höheren, zum Transzendeten ebenso angedeutet, wie unsere Wurzel uns die Verwobenheit mit der Erde gezeigt hat. Bildnerisch wird ein geöffnetes Kronencakra durch einen Heiligenschein symbolisiert.

Das Sahasrāra steht für alles, was uns mit dem Transzendenten verbindet, also Einheitsbewusstsein, Erleuchtung, Meditation, Verbindung des Menschlichen mit dem Göttlichen, Religiosität, Spiritualität, Vollendung, Durchbruch zur Evolutionsstufe des Buddha.

Ist das Kronencakra geöffnet, dann entfalten sich alle brahma viharas, alle Göttlichen Gemütszustände, von selbst, diese sind metta (Liebe ohne jedes Habenwollen), mudita (Mitfreude), karuna (aktives Mitgefühl) und upekkha (Gleichmut, Nicht-mehr-Parteilichkeit). Es heißt, dass man das Kronencakra nicht durch bestimmte Methoden steuern kann, dass es sich also erst dann öffnen kann, wenn alle anderen sechs Cakras aktiviert wurden. Meines Erachtens kann man sehr wohl vorbereitend auf die Öffnung des Kronencakras hinarbeiten, wenn man die brahma viharas genannten Meditationsformen übt und dabei sein Bewusstsein so verändert, dass sie allmählich zu unserer zweiten Natur werden. Das ist ein Grund, warum wir in jeder Woche des ErDa-Kurses mindestens einmal die metta bhavana üben sollen.

Wikipedia empfiehlt zur Unterstützung: „Berggipfel ersteigen, weite Ausblicke/weiter Horizont, weiße und violette Kleidung, Tücher, Gegenstände, Blumen“. Auch die Rezitation des Mantras OM soll hilfreich sein.

Mit dem Kronencakra gehen wir gewissermaßen auf Empfangsbereitschaft für die Kräfte des Transzendenten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich jedoch auch eine Warnung aussprechen. Dies erfolgt gewöhnlich erst nach sehr, sehr vielen Jahren regelmäßigen und achtsamen Praktizierens. Wer glaubt bereits nach zwei, drei Jahren mit gerade einmal einer Stunde Meditation am Tag und einem ansonsten normalen Leben diesen Zustand erreicht zu haben, der wähnt sich möglicherweise auf Empfangsbereitschaft zum Transzendenten, was er oder sie empfängt, sie dann jedoch vermutlich die Echowellen der eigenen Verblendung.


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