Abschnitt ErDa-9 des ErDa-Projektes:
IX. 6. Aufruf zur Emanzipation.
letzte  redaktinonelle Änderungen am 6. Januar 2018
Religionen und Philosophien stellen Versuche dar, die kosmische Dimension Regeln und Konventionen zu unterwerfen - unsere technologisch-wissenschaftliche Religion stellt einen besonders extremen Versuch dieser Art dar, sicher nicht weniger total es das Christentum im Mittelalter war und in manchen Gegenden der Welt der Islam noch heute ist. Demgegenüber sind die meiste Naturreligionen viel offener und kommunikationsbereiter gegenüber der kosmischen Wirklichkeit: sie initiieren ihre Jugendlichen in die Welt der Erwachsenen.
 
Kinder neigen dazu, die Konzepte über die Wirklichkeit, die ihnen Erwachsene vermitteln, für die Wirklichkeit selbst zu halten. Daher gibt es bei den Naturvölkern Initiationsriten, die den jungen Menschen klar machen, dass die konventionelle Weltanschauung nicht die Realität selbst ist, sondern dass sie lernen müssen, diese mit eigenen Augen zu sehen, sie selbst zu erfahren und zu verstehen. Nur dann ist es ihnen möglich, zu kreativen Erwachsenen heranzureifen. Das wird besonders schön in der amerikanischen Saga „Roots“ dargestellt.
Anders in unser Gesellschaft: Initiationsriten sind verloren gegangen, sodass wir uns nie von dem Aberglauben emanzipieren konnten, die uns die technologisch-wissenschaftliche Pseudoreligion vermittelt hat. Daher sind wir als einzelne Wesen ebenso unemanzipiert, wie die Gesellschaft, in der wir leben. Dieses Manko zu beheben, ist Aufgabe von emanzipativen Lehren wie dem Buddhismus. Der Buddha vermittelte keine Dogmen, sondern ermunterte die Menschen seine Übungsmethoden auszuprobieren, um selbstständig zur Erkenntnis zu kommen: „Komm und sieh selbst“, pflegte er zu sagen, wenn er den Menschen die ein oder andere Methode zum Üben gab.

Eine solche Möglichkeit finden wir auch in der körperbetonten, erdgestützten Meditation; hierdurch können wir den Unterschied zwischen Subjekt und Objekt und dem Interaktionsprozess, in den diese eingebunden sind, transzendieren. Dann sind wir die Erde, dann sind wir das Bewusstsein dieses Planeten. Dann erkennen, wir, dass Berge, Flüsse, Quellen, Wälder, Gletscher lebendig sind, dass sie uns rufen - und wir den Ruf wie Donnerhall in unserer Borniertheit nicht wahrnehmen konnten, weil wir die Kopfhörer unserer Dingewelt, des Samsara, unseres Gefängnisses, noch nicht abgestreift hatten. Dann spüren wir die transformierende Kraft der Flammen der drei Juwelen, der Realität. Wir erkennen, dass das alles heilig ist, dass es heilsam ist, wenn wir uns nur für seine Heilwirkung öffnen.

Ein Wald ist heilsamer als ein ganzes Universum von Krankenhäusern, ein Berg intelligenter als alle Universitäten der Welt zusammen. Es ist als hätten wir das Junk-Food von McBurger hinter uns gelassen, und göttliches Manna gekostet. Wir sind dann das geworden, von dem die Wissenschaft verblendeter Weise schon lange behauptet wir seien es: ein Homo sapiens, ein weiser Mensch.

Die meisten Menschen gehen eine Körperbetrachtung in der irrigen Annahme an, ihr Körper habe klare Grenzen, die an ihrer Haut enden (oder kurz dahinter, an den Umrissen eines Astral-Körpers). STONK! Jede Grenze zwischen deiner sichtbaren Form und diesem gigantischen Universum existiert nur aufgrund deiner anerzogenen Verblendung!

In der buddhistischen Meditationslehre wird das als Raumunendlichkeitsgebiet und als Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet bezeichnet. Wir sind das Erdelement, das Wasserelement, das Luftelement, das Hitzeelement, das Raumelement und das Bewusstseinselement - eigebettet in die Unendlichkeit unserer größeren Realität.

Das sind an dieser Stelle jedoch nur Worte. Sie vom Worten zu Erfahrungen werden zu lassen, setzt Handeln mit Körper, Rede und Geist voraus. Die erste Stufe dabei ist die Arbeit mit dem Körper, Körperarbeit. Wenn ihr diesen Pfad beschreiten wollt, dürft ihr nicht dort stehen bleiben, wo ihr steht. Wir sind jetzt beim Hören, das Nächste, was ihr tun müsst, ist zu reflektieren, ob das Ziel es euch wert ist, den Weg dorthin zu beschreiten.

Und was ist nach buddhistischer Überzeugung der letzte, der entscheidende Schritt beim ganzheitlichen Lernen nach Hören und Reflektieren? Nun, es ist natürlich Meditieren. Der Pfad dabei ist klar aufgezeigt, vom Buddha, im satipatthana-sutta, in den Grundlagen der Achtsamkeit dargelegt. Die erste, die grundlegende Grundlage ist die Körperachtsamkeit, über die Körperachtsamkeit gelangen wir zur nächsten Stufe, dem Gewahrsein auf unsere Empfindungen.

Schließlich werden wir uns des Geistes Gewahr, und dies ist der ungetrennte Geist des alaya vinnana. Schließlich vervollkommnen wir unsere Weisheit durch richtiges Ausrichten auf die angemessenen Geistobjekte und die Arbeit an ihnen. Am Ende dieses Pfades steht Bodhi, Erwachen, Vollkommenheit, die Realisierung der uns inhärenten Buddhanatur. Du und Nirwana sind dann eins, du und der ganze Bereich des Nicht-Wähnens, des Nir-Wahn. Was der Buddha überwunden hat, das können auch wir überwinden, was der Buddha erreicht hat, das kannst auch du erreichen. Die karmische Begrenztheit ist dann aufgehoben, dein Bewusstsein ist nicht mehr von den Weiten des offenen alaya vinnana getrennt.

Du hast dann das erreicht, was in anderen Religionen als das Paradies oder die Vereinigung mit dem göttlichen Urgrund genannt wird. Aber das sind nur Worte. Auch was ich gesagt habe, sind nur Worte. Und auch die Lehre des Buddha, so wie sie uns überliefert wurde, sind nur Worte.

Allerdings hat der Buddha auch den Weg dorthin, zum Nir-Wahn aufgezeigt. Ihn zu beschreiten oder aber weiter nach den vergänglichen Lustbarkeiten des Samsara zu suchen, die süß sind wie der Honig auf einer Rasierklinge, das ist deine Entscheidung.


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