Das Wasserelement
eine Meditation von "Meditation am Obermarkt", Gelnhausen,
aus dem Projekt ErDa - erdverbundene Dankbarkeit
 
(c) Horst Gunkel, Gelnhausen, Verlinkung erwünscht  letztmals geändert am 18. Märzl 2016

Betrachte deinen Atem beim Ein- und beim Ausatmen – einatmen: nehmen ausatmen: geben

Was immer während dieser Meditation geschieht: bleib mit deiner Achtsamkeit beim Atmen, sei dir beim Einatmen des Nehmens und beim Ausatmen des Loslassens, des Gebens bewusst

Wir atmen etwas trockenere Luft ein und etwas feuchtere Luft aus – der Atem ist Teil unseres Stoffwechsels – wir atmen nicht nur Luft aus, wir atmen feuchte Luft aus – die Feuchtigkeit, das Wasserelement, das wir ausatmen, war zuvor Teil unseres Körpers – der größte Teil des Wasserelementes, das wir mit unserem Atem ausscheiden, ist erst heute in unseren Körper gekommen – es war einige Stunden Teil unseres Körpers, jetzt geht es wieder – ade Wasserelement, danke, dass du Teil warst von diesem Körper – etwas von dem Wasserelement, das du jetzt ausatmest, einige Wassermoleküle, waren Teil deines Blutes oder Teil deines Speichels oder irgendwelcher anderen Körpersekrete, Teil der Feuchtigkeit in deinen Zellen – etwas davon wird immer ausgetauscht – du gibst auch einige Wassermoleküle ab, die tagelang oder wochenlang, manche monatelang und einzelne sogar jahrelang Teile deines Körpers waren – tschüss Wasserelement, danke, dass du Teil dieses Körpers warst

Einatmen und ausatmen – kommen und gehen – nehmen und geben – vermutlich hast du heute zwischen ein und zwei Liter Wasserelement aufgenommen – die gleiche Menge gibst du wieder ab – mit dem Atem, mit dem Harn, mit dem Schweiß – vielleicht auch mit ein paar Tränen – aber du vergießt keine Träne darüber, dass das Wasserelement deinen Körper verlässt, das ist ganz natürlich – was kommt, muss wieder gehen – alles Wasserelement in dir ist von deinem Körper aufgenommen worden und wird in Kürze wieder von deinem Körper abgegeben – es gehört dir nicht – das bist du nicht – es ist nicht dein Selbst – das Wasserelement gehört zu diesem Planeten, zur Natur, zum dharmadhatu, du hast es nur geborgt – das Wasserelement, das du heute mit deinem Getränk aufgenommen hast, kam aus einer Wasserleitung, entweder direkt, weil du dir daraus Kaffee zubereitet hast, oder indirekt über eine Getränkefabrik, die Wasser abgefüllt und mit Ingredienzen vermischt hat, zu Cola, Mineralwasser oder Eistee, was auch immer – es kam aus der Wasserleitung, vom Wasserwerk, aus dem Boden, war Grundwasser, früher mit dem Regen in den Boden gekommen – das Wasser, das du gerade ausatmest, wird sich in der Luft anreichern, Wolken bilden, abregnen – von Pflanzen aufgenommen, von den Pflanzen verdunstet – aufsteigen zu den Wolken – erneut abregnen in den Ozean – nach einige Jahrhunderten wieder verdampfen – abregnen auf dem Land – im Boden versickern – und vielleicht von einer Wasseraufbereitungsanlage aufgefangen und von Menschen in dieser späteren Zeit konsumiert

Das Wasser, das du heute Morgen getrunken hast, sei es als Wasser, als Kaffee, als Saft oder als was auch sonst – das war früher schon in anderen Menschen – und in Tieren – natürlich auch in Pflanzen – vielleicht hast du gerade heute etwas Wasser getrunken, das einst in deiner Großmutter war – vielleicht in Goethe – oder in Buddha – aber ganz sicher war es viele Male im Ozean – unzählige Male wurde es von Pflanzen aufgenommen und wieder abgegeben – es wurde von Tieren aufgenommen und wieder abgegeben – sei es mit dem Atem, mit dem Harn, mit dem Sperma oder womit auch immer – unzählige Male war es in den verschiedensten Wesen – in Würmern, war Teil des Wurmes – war Teil der schleimigen Schnecke – Teil von Fischen – Teil von Vögeln – Teil der Dinosaurier – heute fand es sich in deinem Glas oder deiner Tasse wieder – so viel hat es mitgemacht in diesen Millionen, ja diesen Milliarden von Jahren – und jetzt war es kurz in dir – du durftest es auch benutzen – so wie alle die unzähligen Wesen vor dir – und niemand konnte es festhalten, wozu auch? – kommen und gehen – nehmen und gehen – einatmen und ausatmen – der große Prozess des Lebens – pattica-samuppada, Entstehen in Abhängigkeit – ein Prozess der Natur, des Planeten Erde, dessen Teil wir alle sind – du bist ein winziger Bestandteil dieses enorm großen Prozesses – einer der zerfällt, wie die Zellen deines Körpers zerfallen, wie die Teile die heute deine Haut sind und die dir morgen als Schuppen abfallen – so bist auch du Teil diese großen Prozesses – nichts Stabiles ist in dir, nur Kommen und Gehen – Werden und Verfallen – wäre da kein Verfall, so gäbe es auch kein Werden, kein bhava, es gäbe keine Geburt, kein jati, und kein Altern und Tod, jara-marana – gut, dass es Verfall gibt – hierin liegt die Potentialität des bhava, des Werdens und der Entwicklung – dich gibt es nur, weil es Verfall gibt – und so konntest du werden, kurz bevor du wieder zerfällst – zurückkehrst in diesen globalen Amalgam der Natur – komm´ und geh´ – danke Wasserelement, dass ich dich heute wieder aufnehmen konnte – gern gebe ich dich zurück in den großen Kreislauf der Natur, in die Sphäre des dharmadhatu – du wirst weiter der schöpferischen Kraft der Mutter Erde dienlich sein – welche Freude, dass ich ein Teil dieses Ganzen bin, ein Teil, das fähig ist, sich zu freuen – nichts Festes, ein Strom der großen Veränderung – ein Teil der Evolution
 
 
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