Baum-Atem-Meditation,
im Wald zu üben

eine Meditation von "Meditation am Obermarkt", Gelnhausen,
aus dem Projekt ErDa - erdverbundene Dankbarkeit


© by Horst Gunkel, Gelnhausen; Verlinkung erwünscht  letztmals geändert am 6. April 2016
Du stehst in einem Wald, so wie der Buddha sein Leben in Wäldern verbrachte – du  atmest die gleiche Luft, die der Buddha atmete – Luftelement – in diesem Moment sind mehrere Sauerstoffatome in deiner Lunge, die auch schon im Buddha waren – und auch in deinem Körper befindet sich mindestens ein Wassermolekül, das vor über 2500 Jahren schon im Buddha war – und zuvor in den Dinosauriern – Wasserelement – und dann das Erdelement: deine Füße stehen auf der gleichen Erde, dem gleichen Planeten, auf dem der Buddha stand – fühle das großartige Erdelement unter deinen Füßen – Erde, die dir Stabilität verleiht – Erde, ohne die du verloren wärst – ohne die es dich gar nicht gäbe

Und vor dir, ein Baum – in diesem Baum ist Erdelement, da ist feste Materie – in diesem Baum ist Kohlenstoff gespeichert – mehrere der Kohlenstoffatome dieses Baumes waren auch kurzzeitig im Buddha – wurden von diesem mit der Nahrung aufgenommen – und von ihm mit dem Atem als Kohlendioxid ausgeatmet – du kannst diesen Baum als den Baum der Erleuchtung ansehen – Kohlenstoff, der zu einem kleinen Teil im historischen Buddha Sakyamuni war – Kohlenstoff der über Jahrmillionen in unzähligen Wesen war.

Nimm deine Hände und berühre den Baum vor dir – fasse ihn an – spüre ihn – dieser Baum ist dein Partner – ihr beide seid eine Symbiose, so wie dieser ganze herrliche Planet eine Symbiose ist – du atmest den molekularen Sauerstoff ein, den dieser Baum ausgeatmet hat – er schenkt dir Leben – du atmest, wie vor dir der Buddha, Kohlendioxid aus, das der Baum einatmet – das schenkt ihm Leben – der Baum könnte auch ohne Menschen und Tiere leben, denn auch durch Waldbrände wird Kohlendioxid freigesetzt – aber du könntest nicht ohne deinen pflanzlichen Partner leben – nur das Wunderwerk der Photosynthese hat aus der unwirtlichen ursprünglichen Erdatmosphäre diese für dich atembare Luft geformt –  in einem langen, Hunderte von Millionen Jahre dauernden Prozess, den die Wissenschaft heute „terraforming“ nennt.

Dein Partner, der Baum, und du – atme dem Baum achtsam und voller Freude zu – nimm den Atem des Baumes dankbar in deine Lungen auf – einatmen und ausatmen – nehmen und geben – ergreifen und wieder loslassen – Symbiose – sei dir während des ganzen Restes der Meditation dieser Symbiose bewusst – sei dir des Atmens bewusst – der Mensch atmet aus, der Baum atmet ein – der Baum atmet aus, der Mensch atmet ein.

Perspektivwechsel. Du, bist ein Baum, du stehst im Wald – spüre, wie es sich anfühlt ein Baum zu sein – spüre den Boden – merke, wie sich deine Zehen in den Boden hineinkrallen und zu Wurzeln werden – zu starken Wurzeln, die dir Stabilität verleihen – zu feinen Wurzeln, die den Erdboden durchdringen und dich mit Nährstoffen und dem Wasserelement aus dem Boden der Erde versorgen – folge durch deine Kapillaren, dem aufsteigenden Wasser aus deinen Wurzeln in deinen Stamm – folge ihm weiter durch deine dicken Äste in deine mächtige Baumkrone – folge ihm in deine Zweige – und folge ihm in deine Blätter – spüre das herrliche Luftelement, angereichert durch das Kohlendioxid des Menschen vor dir, deines menschlichen Partners – spüre, fühle wie der Mensch deinen Sauerstoff einatmet und dir Kohlendioxid zuatmet – das nährt dich, den Baum – Kohlenstoffnahrung, die du absorbierst und in Holz und Blätter umwandelst – nimm dir etwas Zeit dem Menschen zuzuatmen und den Atemhauch des Menschen einzuatmen – einatmen und ausatmen – nehmen und geben – ergreifen und loslassen – Mensch und Baum – Symbiose – Partnerschaft im Biosystem Erde

Während du weiter des Atems mit deiner Achtsamkeit gewärtig bist, folgst du deinem Baumkörper, aus deinen Blättern, die Teil deiner mächtigen Krone sind – zurück in die Zweige – weiter durch deine Äste, durch deinen mächtigen Stamm hinunter – zu deinen Wurzeln – ins Erdreich, dorthin, wo du verwurzelt bist – wo dein Ursprung ist – zur Erde, der Gebärmutter allen Lebens – dieser Planet gibt Leben – die gütige Erde spendet Leben – dieser Planet, die Erde, ist das Leben.

Und von dort unten, vom Ursprung allen Lebens, von der Matrix alles Existierenden, steigst du mit der Lebenskraft der Erde, der prana, wieder auf – an die Erdoberfläche – spüre die Füße des Menschen auf dem Boden – begib dich jetzt mit deinem Gewahrsein in die Füße des Menschen – weiter in die Unterschenkel – Oberschenkel – komme zum Bauch – spüre das Bauchgefühl der Verbundenheit mit der Erde, mit dem Leben – weiter zu den Lungen – bemerke, wie dein menschliches Herz höher schlägt, freudvoller, jetzt, wo es vom Baumsein weiß – spüre die frische Luft, die der Baum dir zuatmet – gehe weiter durch deine Kehle in deinen Kopf – atme dem Baum bewusst zu – nimm den Atem des Baumes bewusst an – öffne deine Augen und sieh den Baum vor dir, deinen Partner, deinen Lebensgefährten

– der Baum, der vom Menschsein weiß
– der Mensch, der vom Baumsein weiß
– danke Bruder Baum
– danke Schwester Buche
– danke Mutter Erde
 
 
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